Zu Besuch bei labors.at
XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2023
Labors.at ist das größte privat geführte Labor in Österreich. Laborleiter Dr. Bernhard Mühl berichtet von seiner Arbeit und der engen Zusammenarbeit mit Sysmex
Zur Person
Nachdem Dr. Bernhard Mühl drei Jahre die Molekularbiologie von labors.at geleitet hat, ist er seit 2023 Leiter des gesamten Labors. Der Mediziner hat in Wien studiert und anschließend im Allgemeinen Krankenhaus Wien als Anästhesist für Herz-Thorax-Gefäßchirurgie sowie als Labormediziner in der Rudolfstiftung gearbeitet
Herr Dr. Mühl, wann sind Sie das erste Mal mit Sysmex Analysesystemen in Berührung gekommen?
Das muss vor etwa 15 Jahren gewesen sein, als ich im Labor der Klinik Landstraße, damals noch Krankenanstalt Rudolfstiftung genannt, als Labormediziner anfing. Da ich zuvor im Bereich Anästhesie tätig war, hatte ich bis dahin keinen direkten Kontakt mit Laborsystemen, und so ist Sysmex für mich praktisch der Standard, an den ich mich von Anfang an gewöhnt habe. Erst im Lauf der Zeit habe ich dann in anderen Häusern auch Erfahrungen mit Systemen weiterer Hersteller gesammelt. Heute muss ich sagen, dass mich Sysmex in puncto Zuverlässigkeit absolut überzeugt hat. In all den Jahren habe ich es nie erlebt, dass die Laborabläufe durch technische Defekte von Sysmex Systemen ins Wanken gerieten.
Was sagen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von labors.at zu den Sysmex Systemen?
Die sind auch sehr zufrieden, denn mit den Systemen gibt es überhaupt keine Schwierigkeiten. Einmal kam es vor, dass ein Ausstreichmodul, das viele Jahre im Einsatz war, nicht mehr einwandfrei funktionierte. Das wurde dann vom Sysmex Kundenservice im laufenden Betrieb ausgetauscht, ohne dass die Routine ins Stocken kam, womit wir sehr zufrieden waren. Aufgrund unseres sehr hohen Probenaufkommens haben wir sicher andere Abnutzungserscheinungen, als es beispielsweise in Spitälern der Fall ist. Wenn dann der Austausch reibungslos funktioniert, ist das aber kein Problem.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern zeichnet sich Sysmex aus meiner Sicht außerdem durch seine Spezialisierung auf den Bereich Hämatologie aus. Dadurch ist die Entwicklung hämatologischer Analysesysteme im Lauf der Jahre kontinuierlich vorangetrieben worden und der Grad an Expertise nun sehr hoch. Sysmex ist zum Premiumhersteller in diesem Bereich geworden.
Wie unterscheiden sich Sysmex Systeme von Geräten anderer Hersteller?
Durch die Sysmex Hämatologiestraßenlösung mit Ausstreicher und dem digitalen Zellmorphologiesystem CellaVision® lässt sich ein sehr hoher Grad an Automation in der Blutbildanalytik erreichen. Theoretisch lassen sich die einzelnen Module der Sysmex Analysestraße auch mit Systemen anderer Hersteller kombinieren. Das könnte für uns interessant werden, da wir im Rahmen der letzten Ausschreibung verschiedene Gerätschaften von nahezu allen Anbietern aufgestellt haben. Unsere Evaluierung hat ergeben, dass alle Systeme sehr ähnliche Zellzahlen messen und so problemlos kombinierbar sein sollten. Sysmex bringt durch ein paar firmeninterne Algorithmen definitiv Benefits gegenüber anderen Anbietern mit. Dazu würde ich die hohe Ausstrichfrequenz bei der Erstellung von Blutbildern zählen. Auch die Software Extended IPU ist sehr gut und trägt dazu bei, die Effizienz der Laborabläufe zu steigern. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist die sehr hohe Benutzerfreundlichkeit der Systeme. Insgesamt benötigen wir dadurch weniger Personalzeit als an Geräten anderer Hersteller. Das liegt auch daran, dass Reagenzien sehr einfach getauscht werden können und die Systeme sich automatisch spülen. Sämtliche Arbeitsschritte, bei denen es darum geht, Verbrauchsmaterialien zu ersetzen oder instand zu halten, sind auf ein Minimum reduziert, was ein echter Vorteil ist.
Wenn Sie generell an technischen Service denken, was sind Ihre Basisanforderungen?
Dadurch, dass wir an einigen Tagen mehr als 6.000 Blutbilder befunden und vermutlich dieses Jahr die Eine-Million-Blutbilder-Marke knacken werden, ist es einfach so, dass jede Verzögerung in der Abarbeitung bedeutet, dass Kolleginnen und Kollegen Überstunden machen müssen, was Nerven und Geld kostet. Dazu kommt, dass Einsendende ihr Ergebnis auch zeitnah erhalten wollen. Wenn die Befunde nicht innerhalb von maximal zwei Stunden feststehen, dann passiert es, dass unzufriedene Kundinnen oder Kunden anrufen und nachhaken. Das bedeutet wiederum, dass Mitarbeiterinnen mit Telefonaten aufgehalten werden und die Kundenzufriedenheit vorübergehend leiden kann. Deswegen ist es für uns wichtig, dass die Systeme zuverlässig und schnell sind. Auch wenn mal etwas ausfällt, muss die Analytik weitergehen. Zum Beispiel, weil zeitnah ein Techniker oder eine Technikerin vor Ort ist und alles wieder in Ordnung bringt. Mit anderen Herstellern hatten wir teilweise auch Probleme durch EDV-bedingte Ausfälle. Da mussten wir dann Nächte durcharbeiten, da wir in der Routine einfach nicht mehr hinterhergekommen sind. Und Probenmaterial ist sehr sensibel. Es muss zeitnah befundet werden und nicht erst am Folgetag.
Wie wichtig ist für Sie Automation?
Das kommt immer darauf an. Wir haben im Rahmen der letzten Ausschreibung stark überlegt, ob wir den Serumworkflow über eine Straßenlösung anbinden sollen – und da haben wir ein bisschen gezögert, denn es gibt positive und negative Aspekte. Allerdings hat sich in der Routine für uns herausgestellt, auch für die biomedizinischen Analytikerinnen und Analytiker, dass es sehr angenehm ist, eine Automatisation zu haben, und dass dadurch den Mitarbeitenden eher unnötige Handgriffe abgenommen werden. Das Personal wird entlastet und kann sich mehr auf das Fachliche konzentrieren. Wenn man den BMAs beispielsweise das Archivieren oder das Tragen von Röhrchen abnehmen kann, dann ist das eine gute Sache.
In welchen Situationen ist Automation weniger sinnvoll?
In der Allergiediagnostik wird im ersten Schritt spezifisches IgE gegen einen Mix an Allergenen gemessen. Erst dann ergibt sich, gegen welche Einzelallergene als nächstes getestet werden muss. Vom Workflow her ist es hier also nicht sinnvoll, eine Straßenlösung zu wählen, da die Röhrchen sonst einen Tag auf der Straße bleiben müssten, bis die Messung der Einzelallergene losgehen kann. Ebenso verhält es sich, wenn man etwa nur zwei Geräte einer Art hat. Die kann man auch einfach händisch beladen, statt sie in eine Straßenlösung einzubinden. Aber wenn man 30 Module hat und auch ein Load Balancing erfolgt, dann bringt eine Straßenlösung viele Vorteile.
In welchen Bereichen sehen Sie aktuell als Laborfacharzt besondere Herausforderungen?
Eine wichtige Fragestellung für uns ist, wie wir in Zukunft qualifiziertes Personal finden können. Seit wir unsere Strategie geändert haben, haben wir das zugegebenermaßen gut in den Griff bekommen und blicken jetzt seit langer Zeit wieder auf einen sehr vollen Personalstand. Es zeichnet sich aber ab, dass biomedizinische Analytikerinnen und Analytiker zunehmend dazu tendieren, in der Forschung zu arbeiten, weil das kreativer und interessanter zu sein verspricht, als in einem ISO-zertifizierten, sehr von SOPs geprägten Laboratorium zu arbeiten. Diese Mitarbeitenden trotzdem dafür zu begeistern, bei uns zu arbeiten, ist eine Aufgabe, der wir uns heute stärker widmen müssen als früher. Auf der anderen Seite werden wir sicher durch die immer weiter sinkenden Krankenkassentarife dazu gezwungen sein, effizienter zu arbeiten. Sparen können wir nur am Personal – was wir nicht wollen – und am Material. Also muss das Material günstiger werden.
Bedeutet das, dass sich labors.at von der Routinediagnostik entfernen wird?
Die Routinediagnostik trägt uns und das wird auch so bleiben. Andererseits haben wir als größtes Labor in Österreich im niedergelassenen Bereich auch schon viele exotische Tests für unsere Einsendenden durchgeführt. Das werden wir jetzt etablieren und uns auch zunehmend auf Nischen spezialisieren. Wir bemerken etwa, dass Patientinnen und Patienten zunehmend konkrete Fragestellungen zu allelischen Mutationen haben. Da geht es darum, ob man diese analysieren kann und was solche Veränderungen genau bedeuten. Das ist gerade sehr im Kommen.
Welche Veränderungen stehen sonst noch an?
Im Rahmen der nächsten Ausschreibung würde ich gern versuchen, das EDTA-Material auf eine Straßenlösung zu bringen, also sowohl die Präanalytikmodule, die die Verteilung vornehmen, als auch die Blutsenkungsgeschwindigkeit und HbA1c miteinander verbinden. Idealerweise auch noch mit dem Postanalytikmodul, das ein automatisiertes Kühlarchiv enthält, um unser manuelles Kühlarchiv und -haus für die ETDA-Röhrchen zu ersetzen. Ich denke, ein solches Rundum-ETDA-Konzept wäre etwas, das für die nächste Ausschreibung anzustreben wäre. Es gibt bereits Gerätschaften, die Röhrchen immer wieder sortieren und prüfen, ob noch ein Auftrag für Senkung HbA1c, Durchflusszytometrie oder etwas anderes offen ist. Wenn man dieses Hin- und Hertragen in einer automatisierten Straße bidirektional abbilden könnte, dann wäre das, glaube ich, der nächste Schritt für diesen Arbeitsbereich.
Kurzprofil labors.at
Labors.at wurde vor knapp 30 Jahren gegründet und hat sich bis heute zum größten privat geführten Labor in Österreich entwickelt. Zu den Einsendenden zählen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und dem Burgenland. Jeden Tag analysieren über 550 Mitarbeitende mehr als 10.000 Proben von Patientinnen und Patienten. Die Analytik ist in die Abteilungen Chemie/Immunologie, Hämatologie/Serologie, Molekularbiologie und Mikrobiologie unterteilt. Eine enge Zusammenarbeit mit Sysmex besteht seit mittlerweile mehr als 20 Jahren.
Das vollautomatische Färbe- und Ausstrichsystem SP-50 hat einen Durchsatz von 75 Proben pro Stunde. In der Straße ergibt sich eine All-in-one-Lösung für Zählung, Färbung, Ausstrich und Klassifizierung
Summary
- Bei labors.at kommt für die Blutanalytik eine Sysmex Hämatologiestraßenlösung zum Einsatz
- Vor allem die hohe Benutzerfreundlichkeit und Zuverlässigkeit der Systeme überzeugen das Labor
- Künftig soll auch für das EDTA-Material eine Straßenlösung angestrebt werden