„Guter Service, gute Produkte – das erkennen die Kunden an“
XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2020
Seit Juli 2020 ist Wilfried Goger neuer Geschäftsführer von Sysmex Austria, zuvor war er Vertriebsleiter. Was für ihn das Besondere bei Sysmex ist und was zu Anfang seine wichtigsten Ziele sind, erklärt er im Interview
Text: Michael Hopp
Herr Goger, seit dem 1. Juli 2020 sind Sie Geschäftsführer von Sysmex Austria, angefangen hatten Sie 2014 als Vertriebsleiter. Was unterscheidet Sysmex von den Unternehmen, bei denen Sie zuvor beschäftigt waren?
Sysmex ist für mich der erste japanische Konzern und unterscheidet sich in zwei Aspekten deutlich von europäischen oder US-amerikanischen Unternehmen. Erstens ist das die sehr langfristige Planung und zweitens der Umgang mit Mitarbeitern. Viel stärker als bei anderen Unternehmen, die ich kennengelernt habe, stehen bei Sysmex die Mitarbeiter im Mittelpunkt.
Was steht ganz oben auf Ihrer Agenda als neuer Geschäftsführer?
Die erste Herausforderung ist natürlich, dass ich das Unternehmen gut durch die Corona-Krise manövriere. Das bezieht sich aufs Geschäftliche, wichtig ist aber auch, so transparent wie möglich nach innen zu kommunizieren. Das Ziel ist, die Mitarbeiter wirklich zu einer inneren Motivation zu bringen. Dazu muss man ehrlich sein, dann arbeiten die Mitarbeiter auch eigenverantwortlich, fühlen sich respektiert und gehen diesen Weg auch mit.
Worin unterscheidet sich der österreichische Markt vom deutschen oder Schweizer Markt? Wie gut lassen sich hier innovative Produkte auch außerhalb der Hämatologie platzieren?
Der österreichische Markt unterscheidet sich schon deutlich von den beiden anderen. Vielleicht ist er näher am deutschen Markt, aber doch noch anders strukturiert. Österreich ist kleiner und hat ein anderes Gesundheitssystem mit einer anderen Finanzierung. Das Qualitätsniveau in Österreich ist sehr hoch. Und da gibt es immer Chancen für neue Produkte. Also speziell Point-of-Care wollen wir weiter ausbauen. Da haben wir mit Hitado einen guten Partner. Auch mit der Urinanalytik haben wir ein sehr wichtiges Segment und außerdem Onkologieprodukte für den Krankenhausbereich. Da ist auch noch einiges an Potenzial und wir bauen gerade eine neue Business-Unit dazu auf. Insgesamt kann man sagen, dass die Kunden anerkennen, dass wir guten Service und gute Produkte liefern.
In welchem Stadium der Digitalisierung befindet sich der österreichische Markt?
Generell hat Österreich einen sehr hohen Automatisierungsgrad. Als Sysmex können wir da sehr gut punkten. Dass wir so flexibel sind, dass wir ein großes Spektrum von kleinen bis zu sehr großen Automationslösungen anbieten, ist schon ein Alleinstellungsmerkmal. Und in Zukunft ist da noch viel möglich an Innovation, was Effizienz und Patientennähe angeht. Jeder will ja dem Patienten schnell den Befund bieten. Mit unserer Extended IPU haben wir ein sehr gutes Tool für effiziente Probenabarbeitung, Kategorisierung und Nachmessungen. Da sind wir ein absoluter Innovator. Außerdem haben wir noch einiges in der Pipeline für die Zukunft, um stärker in Richtung personalisierte Medizin zu gehen.
„Unser Alleinstellungsmerkmal: Wir bieten ein großes Spektrum an, von kleinen bis zu sehr großen Automationslösungen“
Wilfried Goger, Geschäftsführer Sysmex Austria
Seit insgesamt über 18 Jahren arbeiten Sie im Vertrieb. Was hat sich in dieser Zeit in der Kundenkommunikation verändert? Und was bedeutet die Corona-Krise für die Kundennähe?
Für die Digitalisierung bedeutet die Corona-Krise einen großen Sprung. Wir haben ja schon immer viel digital gemacht: Newsletter oder Kundenzufriedenheit messen, das ist ja auch eine Art digitale Kommunikation. Zur Hochzeit der Pandemie von März bis Mai 2020 war das Digitale zwingend notwendig, weil sonst gar keine Kommunikation möglich gewesen wäre. Nichtsdestotrotz ist gerade in Österreich der direkte persönliche Kontakt sehr wichtig.
Welche Erfahrungen haben Sie in Österreich mit Events, Fortbildungsangeboten zur Profilierung der Marke und zur Unterstützung des Vertriebs gemacht? Kehrt hier nach der Pandemie wieder Normalität ein?
In unserer Sysmex Akademie bieten wir Schulungen vor Ort an, also beim Kunden, aber auch in unserer Zentrale. Außerdem veranstalten wir Expertentage und Mikroskopierkurse. Diese Kurse wurden jetzt natürlich durch die Corona-Krise auf Eis gelegt. Im Herbst wollen wir das Angebot wieder aufnehmen – mit speziellen Hygieneregeln und abhängig von der aktuellen Situation. Ich glaube, in Zukunft wird sich herauskristallisieren, welche Klientel lieber bei einem Kurs vor Ort ist oder wer auch in Zukunft das verstärkte Angebot von Online-Kursen nutzt. Also, der genaue Weg ist noch offen, aber es kehrt etwas Normalität ein.
Hat Corona auch positive Impulse gebracht? Hat die Krise vielleicht einen Innovationsdruck ausgelöst? Gibt’s da Learnings?
Branchenweit ist die medizinische Labordiagnostik sehr stark in den Mittelpunkt gerückt. Durch die mediale Aufmerksamkeit, durch PCR-Tests, ELISA-Tests, Antikörpertests ist die ganze Analytik sehr ins allgemeine Bewusstsein getreten. Generell gibt es dadurch auch die Chance, neue Tests anzubieten. Das könnten Schnelltests für verschiedene Viren sein oder solche, die differenzieren zwischen normalen Grippeviren und einer SARS-CoV-2 Infektion. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Auf jeden Fall wollen wir im niedergelassenen Bereich verstärkt Point-of-Care-Tests anbieten. Es kommt ja im Herbst die Grippesaison, und da stellen POC-Tests zum Differenzieren eine sehr gute Analytik dar.
Zum Abschluss eine persönliche Frage: Hat sich durch die Corona-Pandemie etwas an Ihrem Leben oder Ihren Einstellungen verändert?
Na ja, die Corona-Krise ist ja aus dem Nichts gekommen. Ein Ereignis, das halt noch nie da gewesen ist. Deswegen lebt man jetzt sicher ein bisschen mehr im Bewusstsein, dass die Gesundheit, das Leben generell und unsere Freiheiten große Güter sind. Generell sehe ich optimistisch in die Zukunft, wir werden auch diese Krise meistern. Wenn man in die Geschichte schaut, hat es immer schwere Krisen gegeben, und der Mensch hat sie immer gemeistert.
Fotoquelle: Silje Paul