PNH Diagnostik mit der Flowzytometrie
XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2024
Im Labor Dr. Wisplinghoff in Köln führen Dr. Dennis Hoffmann und sein Team regelmäßig auch die spezielle Diagnostik der sehr seltenen Blutkrankheit PNH durch
TEXT ANJA LANG
FOTOS MARINA WEIGL

Welche Erfahrungen das Labor durch die Umstellung gemacht hat, darüber spricht Dr. Marthe Klein, Produktmanagerin von Sysmex Deutschland, mit Dr. Dennis Hoffmann, technischer Laborleiter des Labors Dr. Wisplinghoff.
Herr Dr. Hoffmann, das Labor Dr. Wisplinghoff ist ein traditionsreicher Familienbetrieb. Wie groß ist Ihr Einzugsgebiet?
Unser Labor ist seit seiner Gründung vor 47 Jahren kontinuierlich gewachsen. Neben dem Zentrallabor in Köln betreiben wir inzwischen noch weitere 20 Satellitenlabore, in denen insgesamt über 60 Ärzte beschäftigt sind. So können wir heute unter anderem Kliniken, Universitäten, Forschungseinrichtungen und niedergelassene Ärzte von Norddeutschland bis ungefähr zur Mosel versorgen.
Wie viele Proben zur Durchflusszytometrie erhalten Sie täglich?
Speziell für die Durchflusszytometrie bekommen wir täglich rund 100 Proben zugeschickt. Davon sind rund 20 zur Feststellung von großen und kleinen Immunstaaten wie etwa zur HIV-Diagnostik oder zur Beurteilung von Infektionen. Die restlichen rund 80 Proben sind vor allem Analysen zu hämatoonkologischen Fragestellungen von Impfung über Leukämien bis hin zu Random-Expressionen im Rahmen von Fragestellungen zum myelodysplastischen Syndrom, vereinzelt sind es auch Stimulationstestungen im Zusammenhang mit naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Ansätzen.

Die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) ist eine genetisch bedingte Erkrankung des Blutes, bei der den Erythrozyten zum Teil ein wichtiges Schutzeiweiß fehlt. Das körpereigene Immunsystem kann diese Zellen dann nicht mehr als körpereigen erkennen und zerstört sie fälschlicherweise. Infolge der zunehmenden Blutarmut kann es zu unterschiedlichen Symptomen wie schwerer Abgeschlagenheit, Bauch-, Kopf- und Muskelschmerzen, Impotenz, Schluck- und Atemproblemen kommen, die die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigen. Außerdem werden innere Organe wie die Lunge und die Nieren nachhaltig geschädigt und es können Thrombosen auftreten. Erfreulicherweise gibt es inzwischen gute Behandlungsmöglichkeiten. Entscheidend für den Erfolg ist aber eine frühzeitige Diagnostik. Für die PNH-Diagnostik nutzt das Großlabor Dr. Wisplinghoff in Köln seit etwa einem Jahr die Flowzytometrielösung von Sysmex und wendet darauf den einzigen in Deutschland CE-IVD-zertifizierten Test auf PNH an.

Mit welchen Krankheitsbildern haben Sie es dabei in erster Linie zu tun?
Überwiegend sind es chronische lymphatische Leukämien und B-Zell-Lymphome, außerdem einzelne Entitäten von MALT, das steht für Mucosa Associated Lymphoid Tissue, also Schleimhaut-assoziiertes lymphatisches Gewebe, und Marginalzonen- und Plasmazellen-Neoplasien, akute und chronische Leukämien und vieles mehr.
Das ist wirklich ein breites Spektrum. Seit etwa einem Jahr nutzen Sie für die Durchflusszytometrie drei Sysmex XF-1600 Flowzytometer, drei Probenvorbereitungssysteme PS-10 zum Pipettieren und drei Waschzentrifugen Rotolavit II-S. Was hat sich dadurch im Workflow geändert?
Durch die Automatisierung, vor allem durch die Pipettierunterstützung mit dem PS-10, haben wir deutlich weniger Handgriffe gegenüber den Vorgänger- und Mitbewerbersystemen. Vorteilhaft ist bei diesem speziell aufeinander abgestimmten System vor allem, dass man den kompletten Rotor mit den bereits pipettierten Röhrchen so, wie er ist, direkt in die Waschzentrifuge stellen kann und anschließend auch direkt in das Durchflusszytometer – ohne dass irgendein Röhrchen umgesteckt werden muss. Das hilft, menschliche Fehler durch Vertauschungen beim Etikettieren und Umstecken zu vermeiden und ist damit auch eine große Erleichterung für die Mitarbeiter. Dadurch, dass diese drei Systeme unabhängig voneinander arbeiten, also jedes System für sich, haben wir auch eine hohe Flexibilität im Workflow.
Sie führen im flowzytometrischen Labor auch die spezielle Diagnostik der sehr seltenen Blutkrankheit PNH durch. Wie oft geschieht das?
Die PNH-Diagnostik spielt innerhalb der Flowzytometrie bei uns tatsächlich eine Rolle. Hier beobachten wir ein wellenförmiges Anforderungsverhalten, bei dem teilweise eine Woche oder auch mehrere Wochen lang keine Testdiagnostik von Neupatienten kommt und dann auf einmal wieder fünf bis neun, von denen leider auch immer wieder mal eine positiv ist. Daneben betreuen wir natürlich auch die Bestandspatienten, die bereits positiv getestet wurden und bei denen etwa alle vier Wochen entsprechende Verlaufskontrollen durchgeführt werden müssen.
„Wir machen die PNH-Diagnostik in manchen Wochen mehrmals. Das ist bei einer so seltenen Erkrankung schon erstaunlich“
Bei der Verarbeitung von bis zu 100 Proben täglich ist ein automatisiertes System ein große Hilfe
Beschreiben Sie uns bitte kurz die verschiedenen Schritte der Analyse?
Nach dem Probeneingang erfolgt eine Präanalytik per Sichtkontrolle, bei der geschaut wird, ob die Probe auch frisch genug ist, um sie pipettieren zu können. Dann kommt die Probe in den PS-10, der sie in die Röhrchen pipettiert und das Reagenz zugibt. Anschließend wird das Material zentrifugiert, gewaschen und auf dem Durchflusszytometer analysiert. Dann erfolgt die Auswertung und zum Schluss die ärztliche Beurteilung.
Für die PNH-Diagnostik nutzen Sie seit einiger Zeit in der Durchflusszytometrie den einzigen CE-IVD-zertifizierten PNH-Test DryFlowEx PNH High-Sensitivity Assay Kit. Welche Veränderung in der Diagnostik konnten Sie dadurch beobachten?
Das PNH-Kit ist definitiv eine Verbesserung und entspricht den aktuellen internationalen Guidelines. Gerade bei den Erythrozyten sehen wir eine deutlich bessere Auftrennung. Auf der Einzelantikörper-Ebene ist eine signifikante Eliminierung von falsch positiven Ergebnissen durch die Verwendung des Kits zu beobachten. Die Ergebnisse sind damit also deutlich treffsicherer.

Gibt es in der PNH-Auswertung noch etwas, das besonders ist, oder sprechen wir bereits von Routinediagnostik?
Insgesamt kann ich sagen, dass bei dieser Analytik das Hauptaugenmerk nicht mehr auf dem Nachgaten liegt. Denn die Gates sitzen bei den meisten Patienten eigentlich gut. Manchmal kann es vorkommen, dass die Granulozyten nachgezogen werden müssen, wenn sie älter geworden sind. Das ist dann quasi was Besonderes, aber als echte Herausforderung würde ich das nicht bezeichnen. Denn tatsächlich machen wir die PNH-Diagnostik nahezu mehrmals in der Woche. Das ist bei einer so seltenen Erkrankung schon erstaunlich und liegt natürlich auch daran, dass wir – neben den Neudiagnosen – verhältnismäßig viele bereits positiv getestete Patienten betreuen, die vergleichsweise engmaschig nachkontrolliert werden müssen. Dadurch ist die PNH-Diagnostik bei uns tatsächlich zu einer Art Routinediagnostik geworden.

SUMMARY
- Das familiengeführte Großlabor Dr. Wisplinghoff bearbeitet täglich rund 100 Proben mittels Durchflusszytometrie, wobei in manchen Wochen mehrmals die diagnostische Fragestellung PNH anfällt
- Für die PNH-Diagnostik setzt das Labor seit einem Jahr auf den CE-IVD-zertifizierten PNH-Test DryFlowEx PNH High-Sensitivity Assay Kit