RET-He und Delta-He
Einblicke in die Qualität der Erythropoese – Eisenmangel zeitnah erkennen
Die Retikulozytenbestimmung kann weitaus mehr als Anhaltspunkte über die erythropoetische Aktivität geben. Retikulozytenhämoglobin (RET-He) und Delta-Hämoglobin-Äquivalent (Delta-He) - Differenz der Hämoglobinisierung zwischen unreifen und reifen Erythrozyten - ermöglichen einen tiefen Einblick in die Qualität der Erythropoese.
Eisendefizienz auch dann erkennen, wenn klinisch-chemische Parameter versagen
Auch während der akuten Phase – bei Infektionen oder chronisch inflammatorischen Prozessen – lässt sich mit der Bestimmung des Retikulozytenhämoglobins eine Eisendefizienz zuverlässig erkennen. Klinisch-chemische Parameter sind aufgrund der akuten Phase Reaktion oft unzuverlässig. Beispielsweise können normale oder erhöhte Ferritinlevel gefüllte Eisenspeicher falsch hoch ausgeben, obwohl die Erythropoese bereits in eine Eisendefizenz läuft.
Zielgerichtetes Anämiemanagement
Für eine Behandlung mit Erythropoetin stimmulierenden Substanzen muss Eisenmangel ausgeschlossen werden oder Eisen zusätzlich substituiert werden. Die Retikulozytenmessung und die Bestimmung des Retikulozytenhämoglobins ermöglichen Aussagen über Qualität und Quantität der Erythropoese. So kann eine Therapie optimal ausgerichtet, angepasst und verabfolgt werden.
Besonders interessant sind diese Parameter auch im Infektionsmanagement: Die Akute-Phase-Reaktion als Zeichen einer Infektion geht in der Regel mit einer unmittelbaren Eisensequestrierung einher. Diese kann mittels RET-He und Delta-He äußerst sensitiv erfasst werden und ermöglicht Rückschlüsse über den Infektionsverlauf und den Behandlungserfolg. Erfahren Sie hierzu mehr im Bereich Infektionsmanagement.
Die Eisenverfügbarkeit kann mit dem Parameter RET-He in Echtzeit beurteilt werden -
Eine Veränderung der Hämoglobinisierung roter Blutzellen kann innerhalb weniger Stunden erfolgen.
Retikulozyten-Hämoglobin-Äquivalent
- Spiegelt die direkte Eisenverfügbarkeit für die Erythropoese der letzten 1-3 Tage wider
- Eisenmangel wird auch in der akuten Phase von Entzündungen korrekt erkannt – anders als Ferritin oder Transferrin, die Eisenmangel während der Akute-Phase-Reaktion verdecken können
- Zeitnahes Therapiemonitoring – Qualität und Quantität der Retikulozyten können bereits 2 Tage nach Eisen- und/oder Erythropoetingabe beurteilt werden
- Bei RET-He-Werten unter 28 pg [1.77 fmol] liegt Eisenmangel vor
Delta-Hämoglobin-Äquivalent
- Maß für die Unterscheidung zwischen der Hämoglobinisierung von unreifen und reifen Erythrozyten
- Detektiert sensitiv Änderungen in der Hämoglobinisierung von Retikulozyten
- Sensitiver Marker während infektiöser Geschehen – kann Eisensequestrierung sofort erkennen und infektiöse Geschehen monitoren (indirekter Hepcidinmarker)
Mögliche Einsatzbereiche
- Präoperatives Anämiemanagement im Rahmen des Patient Blood Managements (PBM) z. B. in der Anämieambulanz
- Differentialdiagnose von Anämien – RET-He und Delta-He unterstützen die Unterscheidung von z. B. Anämie chronischer Erkrankung, Eisenmangelanämie, Blutungsanämie
- Patientinnen und Patienten mit renaler Anämie (Empfehlung in „European Best Practice Guidelines (EBPG)“ und den Richtlinien der „National Kidney Foundation Kidney Disease Outcome Quality Initiative (NKF KDOQI)“)
- Patientinnen und Patienten mit Eisenmangelanämie
Präoperatives Anämiemanagement
Eine präoperative Anämie ist mit erhöhten Risiken, wie Mortalität und Morbidität, verbunden. Eine Korrektur der Anämie bereits vor dem operativen Eingriff fördert die Erholung der Patientinnen und Patienten und minimiert die Notwendigkeit der Blutkonservengabe. Die Bestimmung des Retikulozytenhämoglobins lässt einen Mangel an Funktionseisen sofort erkennen – auch während einer Akute-Phase-Reaktion, während Ferritin und Transferrin einen Eisenmangel verschleiern können.
In diversen Richtlinien wird RET-He zur Identifizierung eines Eisenmangels und für das sensitive Monitoring einer Eisentherapie empfohlen.