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Unreife Granulozyten (Immature Granulocytes, IG)

Das Vorhandensein unreifer Granulozyten im peripheren Blut deutet auf eine frühe Immunreaktion, eine Infektion, entzündliche Erkrankung oder andere Stimulationen des Knochenmarks hin, Neugeborene oder Schwangere ausgenommen.

IG-Zählung an Sysmex Volldifferenzierungssystemen

Sysmex-Geräte sind besonders leistungsstark, sie geben die tatsächliche IG-Zahl [# und %] an und generieren nicht nur einen Hinweis auf unreife Granulozyten/Linksverschiebung. Der IG-Wert umfasst dabei die Anzahl an Promyelozyten, Metamyelozyten und Myelozyten. Die automatisierte IG-Zählung vermag die Anzahl der manuellen Blutausstriche zu reduzieren und dem Kliniker neue diagnostische Möglichkeiten eröffnen.

Diagnostische Signifikanz

Mit Ausnahme von Neugeborenen-Blut weist das Auftreten unreifer Granulozyten im peripheren Blut auf eine frühe Reaktion einer Infektion, Entzündung oder auf andere Reize des Knochenmarks hin. Die schnelle und zuverlässige Zählung von unreifen Granulozyten öffnet Türen zu neuen diagnostischen Möglichkeiten verwandter Erkrankungen.

Aktuelle Forschungsgebiete zur diagnostischen Aussagekraft zirkulierender unreifer Granulozyten konzentrieren sich auf die frühzeitige und schnelle Unterscheidung von bakteriellen zu viralen Infektionen, insbesondere bei Kindern (z. B. Erkennung bakterieller Infektionen bei Neugeborenen). Auch in der Früherkennung und im Monitoring einer bakteriellen Infektion und Sepsis bei Erwachsenen, spielen die Anzahl der IG eine gewichtige Rolle, z.B. innerhalb des RUO* Intensive Care Infection Score (ICIS).

In einer Studie von Roehrl et al. 2011 (2), wurde evaluiert, dass die Mehrheit (über 80 %) der insgesamt 2400 gesunden Probanden, in einem Bereich von IG % 0-0,2 lagen.

Da ein erhöhter IG-Wert stets auf eine aktive Immunreaktion hinweist, ist er bei Patienten indiziert, die infolge einer Immunsuppression hoch infektionsanfällig sind. Neben Patienten mit allgemeinen Infektionen und entzündlichen Erkrankungen ist die Bestimmung des IG-Werts besonders bei den folgenden Patienten von hoher klinischer Relevanz:

  • Patienten auf der Intensivstation
  • Patienten unter Chemotherapie
  • HIV-/AIDS-Patienten

Einsatz der IG-Zählung

Der IG-Wert kann zusammen mit anderen Parametern wie Zytokin, Interleukin und CRP die Diagnosestellung unterstützen und ein nützlicher Prädiktor für die Differentialdiagnose SIRS und SEPSIS sein. Bei Patienten, die bereits korrekt diagnostiziert wurden, ist der IG-Wert ein nützlicher Parameter für die Therapiekontrolle.

Zeigt die Blutanalyse einer ersten Anamnese einen erhöhten IG-Wert, muss i. d. R. ein Ausstrich angefertigt und morphologisch untersucht werden, um festzustellen, ob eine maligne oder eine reaktive Erkrankung vorliegt.

Die IG-Zahl von pädiatrischen Patienten, insbesondere von Frühgeborenen oder Neugeborenen unter 7 Tagen, sollte mit Bedacht interpretiert werden. Aufgrund der zellulären Eigenschaften von neonatalen unreifen Granulozyten kann die Markierung dieser Zellen schwierig sein. Im Zweifelsfall muss die Anzahl unreifer Granulozyten mikroskopisch bestätigt werden.


Weiterführende Literatur

Fallbeispiele zum Thema „unreife Granulozyten“ finden Sie hier:

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2020 „Entscheidend ist die Immunantwort

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 1/2021 „Das Blutbild in der Intensivmedizin

Quellen

(1) Parameter-Informationen IG

(2) Roehrl et al. 2011 Age-dependent reference ranges for automated assessment of immature granulocytes and clinical significance in an outpatient setting. Arch Pathol Lab Med 135: 471–477.


* RUO – nur für Forschung – Der Hersteller hat keinen Zweck der In-vitro-Diagnostik festgelegt. Daher ist eine interne Validierung in den Einrichtungen erforderlich, bevor Informationen verwendet werden, um eine Diagnose zu stellen oder über die therapeutische Behandlung zu entscheiden.

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