chen diese Kerntemperatur, damit unser Körper funktio- niert. Wenn wir nun eine Außentemperatur haben, die zu hoch ist oder auch zu niedrig, wird die Temperaturregu- lierung plötzlich zur Hauptaufgabe. Die Körper von Men- schen, die alt und krank sind, oder auch die kleiner Kinder können dann andere Aufgaben, wie etwa eine chronische Erkrankung in Schach zu halten, nicht mehr erfüllen. Die Belastung durch Hitze ist für den menschlichen Organis- mus etwas absolut Dominantes. Lassen sich diese Phänomene quantifi zieren? Wir sprechen von der Klimanische, die wir als Men- schen auf dieser Erde haben. Und diese Klimanische ver- schiebt sich. Es gibt Berechnungen, dass in den nächsten Jahren drei Milliarden Menschen diese Klimanische verlieren und ihre Region verlassen müssen. Das sind nicht nur Menschen, die in der Nähe von Wasser leben, wo der Meeresspiegel steigt, sondern es geht um Gegen- den, wo es einfach zu heiß wird. Das ist auf der Karte ein Streifen durch Südamerika, Afrika, Asien und China, in dem wir heute zum Teil schon Bodentemperaturen von , Grad messen und wo dann weder etwas wächst, noch der Mensch leben kann. Drei Milliarden Menschen. Das bedeutet, dass das, was wir an Migration derzeit sehen, ein schwacher Vorgeschmack ist darauf, was in Zukunft auf uns zukommt. Sind sich die Menschen bei uns der Gefahr durch Hitze bewusst? Nein, Hitze wird auch in der Öff entlichkeit als Gesund- heitsgefahr bagatellisiert. Wenn über Hitze berichtet wird, sieht man meistens Eis schleckende oder am Brun- nen spielende Kinder. Aber es wird kein bewusstloser Mensch dargestellt, was aber der Realität entspräche. Wie zeigt sich eine Hitzewelle im Gesundheitssystem? Es dauert zwei, drei Tage, bis die Hospitalisierungs- quote massiv ansteigt. Ein, zwei Tage läuft die Kompen- sation dann noch, aber wenn die Hitze länger anhält, kommen die Menschen mit Nieren- und Lungenerkran- kungen, mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei denen dann die entsprechenden Organe versagen. Die Diabeti- ker, die Krebskranken. Dazu kommen die Hitzekrankhei- ten, wie Hitzekrämpfe, Hitze-Erschöpfungen, Hitzschlag und Sonnenstich. Wie kann sich eine Gesellschaft schützen vor Hitze- angriff en? Der erste Schutz ist, Hitze als Gefahr wahrzunehmen. Wir müssen au lären über die Risiken von Hitze. Wir müssen die Bereitstellung von Kühlzentren ermöglichen, den Zugang zu Trinkwasser in den Städten. Worms, Strau- bing oder Mannheim haben bereits öff entlich zugängli- che und frei verfügbare Trinkbrunnen errichtet. Wir brau- chen öff entliche Gesundheitsinitiativen, Stadtplanung und Infrastruktur. Grüne Flächen in den Städten. Bäume. Natürlich die richtigen Bäume, die nicht wieder Allergien verursachen, so wie am Potsdamer Platz, wo eine Birke neben der anderen steht. Wir brauchen aber auch weiße Dächer, nicht schwarze Fassaden, die die Gebäude auf- heizen. Am Ende ist es ein Katastrophenschutz, den wir brauchen. Welche Länder sind gut darin? Was Hitzeschutzpläne betriff t, ist Frankreich fantas- tisch. Schon seit gibt es da einen Hitzeschutzplan, angeregt durch die extremeren Hitzewellen, die sie hat- ten. Die Bilder von der Hitzekatastrophe in Paris , als sich die Verstorbenen wirklich in Kühlräumen gestapelt haben, haben sich in Frankreich im wahrsten Sinne des Wortes eingebrannt. DAS KLIMALABOR Die Umweltmedizin in Augsburg unterhält zusammen mit der Universität und dem Universitätsklinikum Augsburg und Helm- holtz Munich ein S-Labor, in dem Analysen stattfi nden, die die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit bes- ser verstehen helfen. In der Umweltmedizin in Augsburg liegen die Schwerpunkte der Forschung auf Immunologie und Allergie, aber auch auf Themen wie Pollenmessung oder dem Ferntrans- port von Pollen. In Augsburg wurde auch über Covid- geforscht und eine Kombination von Biomarkern gefunden, die den Verlauf der Erkrankung vorhersagen können. Das Labor hat das „My Green Lab“-Zertifi kat erhalten (die Zertifi zierung gilt weltweit als Goldstandard der Best Practices im Bereich der Nachhaltigkeit von Laboren) und die „Freezer Challenge“ gewonnen. Zusätzlich fi ndet Forschung in „Reallaboren“ statt, also dort, wor die Menschen leben. In Bad Hindelang im Allgäu oder in Augsburg beispielsweise wurde Allergikern eine App zur Verfü- gung gestellt, die lokale, im Drei-Stunden-Takt gemessene Pollen daten, Prognosen für den Pollenfl ug und die Schadstoff - werte in der Luft anzeigt. In einem „Tagebuch“ auf der App kön- nen Betroff ene dann den Verlauf ihrer Symptome aufzeichnen und mit den Daten ab gleichen. Aus diesen Kenntnissen lassen sich Strategien entwickelt, um sich besser zu schützen. www.uni-augsburg.dedefakultaetmedprofsumweltmedizin XTRA