Chronisches Nierenversagen durch Screening von Risikogruppen bekämpfen – regelmäßig und kostengünstig
Die Belastung durch CKD
Chronische Nierenerkrankung (CKD) bezeichnet anhaltende Anomalien der Nierenstruktur und -funktion, die seit mindestens drei Monaten bestehen. In den meisten Fällen ist CKD eine Folge von Nierenschäden und Zivilisationskrankheiten.
Da Diabetes und Bluthochdruck bei etwa zwei Drittel aller CKD-Fälle vorkommen, korreliert die globale CKD-Prävalenz von 9,1 % positiv mit der zunehmenden Prävalenz dieser Erkrankungen.
Zunehmende Behinderungen, Nierenversagen im Endstadium und der Bedarf an Nierenersatztherapien (RRT) mindern nicht nur die Lebensqualität von CKD-Patienten und -Patientinnen, sondern führen auch zu hohen Gesundheitsausgaben und sozioökonomischen Nachteilen.
Da CKD in einem frühen Stadium reversibel ist, könnte das regelmäßige Screening von Risikogruppen dazu beitragen, die Belastung durch diese Erkrankungen effektiv zu reduzieren.
KDIGO-Leitlinie
Die Leitlinie der unabhängigen Organisation KDIGO (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) definiert die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) und Albuminurie als Schlüsselindikatoren für CKD. Albuminurie bedeutet die Ausscheidung von Albumin über den Urin, welche mit dem Fortschreiten der CKD zunimmt. Die eGFR spiegelt die Urinproduktion wider und nimmt mit dem Fortschreiten der CKD ab. Diese Parameter stellen CKD als allmählichen Verlust der Nierenfunktion dar.
Diagnostik ist der Schlüssel zur Früherkennung
Wird eine leicht erhöhte Albuminurie im Frühstadium erkannt, kann der Beginn der CKD durch geeignete Therapieoptionen und Lebensstilanpassungen rückgängig gemacht oder zumindest verlangsamt werden.
Da der Nachweis einer Albuminurie durch Immunhistochemie und Immunnephelometrie kostenintensive diagnostische Verfahren sind, eignen sie sich nicht für ein regelmäßiges Screening von Risikogruppen.
Aber was wäre, wenn ein einfacher Urinteststreifentest diese Aufgabe erfüllen könnte, indem er eine genaue, zuverlässige und kostengünstige Option zum Nachweis von Albuminurie bietet und so ein Screening von Risikogruppen ermöglicht?
Teststreifen
(Semi-)quantitativer Teststreifen
Die Sysmex Meditape 11A Teststreifen sind klassische indikatorgekoppelte trockenchemische Streifen, um Leukozyten, Urobilinogen, okkultes Blut, Bilirubin, Ketonkörper, Kreatinin, Albumin, Protein, pH-Wert, spezifisches Gewicht, Protein/Kreatinin-Verhältnis, Albumin/Kreatinin-Verhältnis, Farbe und Trübung in Urinproben zu erkennen und zu quantifizieren.
In Verbindung mit der reflektometrischen Messung durch die CMOS-Technologie des UC-3500 erlaubt der Meditape 11A-Teststreifen die sensitive und genaue Erkennung von Albuminurie in physiologischen Konzentrationen. Mit einer Nachweisgrenze von nur 5,5 mg/L und einem Messbereich ab 10 mg/L erreicht der Meditape 11A-Teststreifen mit dem UC-3500 zusammen Messbereiche, die mit traditionellen immunnephelometrischen Verfahren vergleichbar sind und erlaubt so die Quantifizierung von Albuminurie im Frühstadium.
Der Meditape 11A verfügt auch über ein Testfeld für Kreatinin, um das Albumin/Kreatinin-Verhältnis zu bestimmen. So werden die physiologischen Schwankungen der Albuminkonzentration im Urin kompensiert und die Notwendigkeit der Sammlung und Analyse von Urinproben über 24 Stunden vermieden.
Partikelanalyse im Urin
Tieferer Einblick in den Nierenstatus
Für eine weitergehende Diagnostik über die Erkennung von Albuminurie hinaus kann die UN-Serie tiefere Einblicke in Nierenfunktionsstörungen bieten, indem mit diesen zusammenhängende Anomalitäten im Urin entdeckt und Rückschlüsse auf deren glomerulären oder tubulären Ursprung ermöglicht werden.
Hämaturie
Hämaturie wird von der UF-Serie mittels Durchflusszytometrie erkannt und quantifiziert, selbst bei niedrigen Konzentrationen. Das dazugehörige Scattergramm-Muster erlaubt die Unterscheidung von isomorphen und dysmorphen Erythrozyten. Dies ermöglicht Rückschlüsse auf die Ursache der Hämaturie, da dysmorphe Erythrozyten auf einen glomerulären Ursprung der Hämaturie hinweisen.
Tubuläre Nierenepithelzellen
Tubuläre Nierenepithelzellen (engl. Renal tubular epithelial cells, RTEC) werden in Urinproben gewöhnlich in Fällen von Nierenverletzungen, Harnwegsinfekten und glomerulären oder tubulären Schädigungen beobachtet. Die UF-Serie erkennt und quantifiziert RTEC, was die Erkennung von Nierenschäden ermöglicht.
Zylinder
Höhere Konzentrationen von hyalinen Zylindern können im Zusammenhang mit Nierenschäden beobachtet werden. Pathologische Zylinder – besonders Wachszylinder und eosinophile Zylinder – sind Anzeichen von Nierenschäden. Auch hier kann die UF-Serie diese erkennen und unterstützen. Der UD-10 kann durch digitale Bildgebung bei der morphologischen Beurteilung dieser Zylinder unterstützen.
Jenseits der Urinanalytik
Da chronisches Nierenversagen eine schwere systemische Erkrankung ist, ist gutes Management der CKD wichtig. Sysmex Lösungen können zu diesem Management auch jenseits der Erkennung von CKD beitragen. Dazu gehören:
- das Monitoring und Management von Anämie im Kontext von Nierenerkrankungen mittels der Retikulozytenparameter der XN-Serie,
- Monitoring der dualen antithrombozytären Therapie bei CKD-Patienten mit Risiko kardiovaskulärer Komplikationen durch Thrombozytenaggregationstestung durch die CS- und CN-Serie sowie
- gute glykämische Kontrolle diabetischer Patienten durch HbA1c -Messung.
Publikationen
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