Harnwegsinfektion (HWI) am Point-of-Care
Harnwegsinfektionen (HWI) sind für Millionen medizinischer Konsultationen verantwortlich und belasten Gesundheitssysteme erheblich [1]. Da das aktuelle Vorgehen in der HWI-Diagnostik zeitaufwändig ist, sehen sich Kliniker oft einer Informationslücke gegenüber, in der keine diagnostischen Informationen verfügbar sind, aber Behandlungsoptionen angefordert werden. Dies führt häufig zur empirischen Verschreibung von Antibiotika, obwohl bis zu 80 Prozent der HWI-Verdachtsfälle negativ ausfallen [2]. Hier kann innovative Technologie helfen, diese Informationslücke zu schließen und die klinische Entscheidung in Arztpraxis und Krankenhaus zu unterstützen.
Ausschluss von Harnwegsinfektionen in weniger als einer Minute mit moderner Technologie
Harnwegsinfektionen im Krankenhaus
HWI sind eine der führenden nosokomialen Infektionen, wobei frühere Untersuchungen ergeben haben, dass HWI bis zu 40 Prozent aller im Krankenhaus erworbenen Infektionen ausmachen [3]. Insbesondere die Katheterisierung ist ein Hauptgrund für das Auftreten von katheterassoziierten HWI und kann somit die Behandlung auf der Intensivstation erschweren. Da Behandlungsentscheidungen zeitkritisch sein können, ist eine schnelle und genaue Unterscheidung zwischen Krankenhausinfektionen und entzündlichen Erkrankungen von höchster Priorität.
Die innovative Fluoreszenz-Durchflusszytometrie in der Urinanalytik ermöglicht den Ausschluss eines HWI oder die Erkennung einer Probe mit Verdacht auf Bakteriurie in weniger als einer Minute.
Harnwegsinfektionen in der Arztpraxis
Die hohe Inzidenz von HWI und HWI-Verdacht in Kombination mit dem Zeitaufwand einer sachgerechten HWI-Diagnostik führt häufig zur empirischen Antibiotika-Verordnung ohne Diagnose, die spätere Therapieanpassungen erfordert sowie Antibiotikaresistenzen (AMR) fördert [4].
Die Reaktionszeit bei negativen Proben kann durch die Möglichkeit, eine Harnwegsinfektion mittels Urin-Durchflusszytometrie in weniger als einer Minute auszuschließen, erheblich verkürzt werden [5].
Bei bestätigten Fällen von Bakteriurie kann die Durchflusszytometrie zusätzliche Informationen über den Gram-Status der nachgewiesenen Erreger liefern. Dies kann den diagnostischen Prozess verbessern, indem es den Antibiotikaresistenztest unterstützt, insbesondere bei Gram-negativen Infektionen. Dies verbessert die Reaktionszeiten für Antibiotikaprofile und kann einen Beginn der Antibiotikabehandlung am selben Tag ermöglichen [5].
Ein Blick in die Zukunft der Behandlung von Harnwegsinfektionen und Antibiotikaeinsatz
Ein Patient, der nach schneller Linderung seiner HWI-bedingten Beschwerden sucht, steht einer zeitaufwändigeren Diagnosefindung gegenüber. Dadurch entsteht ein Dilemma in der klinischen Praxis, das oft zu einer Antibiotikabehandlung von Personen ohne ausreichende Diagnostik führt [4]. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Patienten im Zusammenhang mit AMR das Vertrauen in den diagnostischen Ansatz gegenüber der Schnelligkeit bevorzugen [6].
Um einen Beitrag zum Fortschritt des Gesundheitswesens zu leisten, möchten wir mit innovativer Technologie eine Brücke zwischen Labor und Klinikpersonal schlagen. Diagnostische Informationen müssen auf allen Ebenen des klinischen Entscheidungsweges zugänglich und verständlich sein, um eine schnelle und sichere Entscheidungsunterstützung für die Behandlung von Harnwegsinfektionen zu ermöglichen. Dies wird das klinische Dilemma sowie die Patientenerfahrung verbessern und den wachsenden Auswirkungen von AMR durch gezielte antimikrobielle Behandlungen begegnen.
Einblick ins Labor
Labormitarbeiter verbringen in der Regel bis zu 40 Prozent ihrer Zeit mit Proben mit Verdacht auf Harnwegsinfektionen, wenn sie alle angeforderten Kulturen berücksichtigen. Und trotz ihres kostspieligen und zeitaufwendigen Charakters bleibt die Urinkultur der Goldstandard in der HWI-Diagnostik. Dieser Arbeitsablauf kann Ressourcen im Labor blockieren und eine Lücke in der Kommunikation zwischen Labor und Klinikpersonal verursachen, in der Informationen für eine frühzeitige Behandlung des Patienten erforderlich aber nicht verfügbar sind. Wie bereits erwähnt, erweisen sich 80 Prozent der Proben mit Verdacht auf Harnwegsinfektionen als negativ, daher kann eine schnelle und zuverlässige Methode zum Ausschluss von Harnwegsinfektionen ein Treiber für die Verbesserung des Laborablaufs und die antimikrobielle Kontrolle sein.
Über die Urinanalytik hinaus
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Quellen
- Foxman B (2014): Urinary Tract Infection Syndromes: Occurrence, Recurrence, Bacteriology, Risk Factors and Disease Burden. Infect Dis Clin North AM 28(1):1–13.
- Keller (2019) Ein neuer Schritt zur schnelleren Urinanalytik. Sysmex xtra 02/2019:50-52
- Kalsi, J., Arya, M., Wilson, P., & Mundy, A. (2003). Hospital-acquired urinary tract infection. International journal of clinical practice, 57(5), 388–391.
- Pujades-Rodriguez et al. (2019) Lower Urinary Tract Infections: Management, Outcomes and Risk Factors for Antibiotic Re-prescription in Primary Care. EClinicalMedicine 14:23-31
- Gilboe, H. M., Reiakvam, O. M., Aasen, L., Tjade, T., Bjerner, J., Ranheim, T. E., & Gaustad, P. (2021). Rapid diagnosis and reduced workload for urinary tract infection using flowcytometry combined with direct antibiotic susceptibility testing. Plos one, 16(7), e0254064.
- Mott et al. (2020) A multinational European study of patient preferences for novel diagnostics to manage antimicrobial resistance. Applied Health Economics and Health Policy 18:69-79